Donnerstag, 8. Januar 2015

Un feliz navidad y momenticos tristes



 

Ich hoffe sehr, ihr hattet ein paar erholsame und schöne Tage mit euren Familien!
Für mich fiel dieses Weihnachten aus der Reihe, denn es war mein erstes Weihnachten gaaaanz weit weg von der Familie. 
Als ich am Weihnachtsmorgen aufgestanden bin, musste ich mir nochmal in Erinnerung rufen, dass heute kein Tag ist wie jeder andere. Auf dem Weg ins Büro laufe ich Ruth über den Weg, die mit ihrem Handtuch gerade Richtung Innenhof unterwegs ist, um sich da erst mal ein wenig zu sonnen. Auch das trägt eher wenig zu meinen weihnachtlichen Gefühlen bei. Nach der Arbeit zaubere ich noch auf die Schnelle zwei fehlende Weihnachtsgeschenke. Und dann um halb 5 abends fahre ich in Begleitung von Charlotte, einer anderen Mitfreiwilligen, mit dem Taxi zu Paola. Paola ist mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen und ich finde es schön heute bei ihr mein erstes kolumbianisches Weihnachten feiern zu dürfen. 
Am Anfang unserer Vorbereitungen gehen wir einkaufen. Es sollen so um die 20 Leute kommen, also haben Charlotte und ich überlegt, was wir kochen könnten. Wir wollen Bratäpfel machen und einen mediterranen Nudelsalat. Auf der Suche nach Marzipan werden wir zum Paniermehl geschickt, dabei war ich mir fast sicher, dass die Torten hier auch mit Marzipan umhüllt werden, aber es ist wohl doch nur eine Mischung aus Zucker und Schaumstoff. Denn offensichtlich kennt Marzipan hier niemand. Die Salatsoße, die wir bei Paola in der Wohnung zubereiten, schmeckt auch irgendwie komisch, kolumbianisches Öl und Essig eben. Dann beginnt langsam die Familie einzutrudeln. Immer mehr Tías, Tíos, Primos, Primas, Abuelos....Ich versuche nicht mal mir all die Namen zu merken. Auf einem Tisch steht das Essen, neben Chips mit Dip und kolumbianischem Kartoffelsalat auch unsere Bratäpfel und der etwas missglückte Nudelsalat. Wir essen im Stehen von Plastiktellern und trinken Wein und Aguardiente aus Plastikbechern.





Alles ist weihnachtlich geschmückt. In allen Ecken sieht man Rentiere, Weihnachtsmänner, Zipfelmützen. Sogar der Spiegel im Bad und alle Türrahmen sind mit Plastik-Tannengrün eingerahmt.





Irgendwann schleiche ich mich dann mal hoch und packe alleine in Paolas Zimmer das Geschenkchen aus, das mir Mama und Papa noch zu meiner Ausreise für Weihnachten mitgegeben haben. Und da merke ich, wie ich mich doch ein klein wenig allein fühle. Unten füllt sich das Haus weiter und weiter, es sind bestimmt schon mehr wie 20 Leute. Bei einem Spiel müssen die Teilnehmer Aufgaben erledigen, sprich singen, sagen warum sie Gott dankbar sind oder Maria spielen. Die Stimmung ist gut, es wird getanzt, gelacht und die Familie ist beisammen. Dieses Weihnachten ist anders als in Deutschland - aber schön! Es ist mehr wie ein Hausparty mit der Verwandtschaft. 








Auch für Paola ist es das erste Weihnachten ohne die Eltern. Denn sie kommt ursprünglich aus Arauca, 2 Tage von Cali mit dem Bus entfernt. Schon seit einem Jahr hat sie ihre Familie nicht mehr gesehen. Um 3 Uhr nachts wollen wir dann noch mit dem Taxi zu Ivan fahren. In Ivans Familie haben ebenfalls einige andere Freiwillige mitgefeiert und ich wollte meine Freunde an diesem Abend noch sehen. Ivans Familie hat keinen Weihnachtsbaum, dafür aber eine Säule, die mit Christbaumschmuck und Tannengrün (aus Plastik versteht sich) geschmückt ist. Die Geschenke werden auf dem Gang verteilt, irgendwo zwischen Tür und Angel. Das Schenken spielt in Kolumbien an Weihnachten keine ausgeprägte Rolle. Die Kleinen werden noch mit buntem Plastikspielzeug beschenkt, für die Großen steht vor allem das Beisammensein mit der Familie im Vordergrund. Meine Freundin Jackelin macht mit Geschenkchen auf andere Art eine Freude. Sie kauft Püppchen und Spielfiguren, verpackt sie nett in glitzerndes Geschenkpapier und sortiert sie nach Mädchen, Junge, und Baby. Dann steigt sie ins Auto, fährt die Straßen ab und übergibt die Geschenke an die Straßenkinder.
Wir tanzen draußen noch ein wenig Salsa und unterhalten uns, dann entschließen wir uns alle bei Ivan zu schlafen und richten uns ein Schlaflager auf dem Boden her, am Fuße der Weihnachtssäule.



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