Sonntag, 21. Dezember 2014

Die Blase – ein Bewusstseinszustand



Im Fluss. Ich lasse mich treiben, mitreißen. Versuch erst gar nicht gegen die Strömung anzukommen. In meinem Kopf Leere – im Herzen Glück. Warum sich auch viele Gedanken machen? Alles geht sowieso seinen Lauf. Alles fließt an mir vorbei. Ich weiß, dass es vergebens wäre, zu versuchen, das Wasser mit den bloßen Händen aufzuhalten. Ich kann es nicht festhalten. Es fließt durch meine Hände.
Ich lebe im Moment, lebe im Hier und im Jetzt. Mein Hier reicht bis zu den dünnen Wänden meiner Seifenblase. Bunte, schillernde Spiegelungen verhindern, dass ich nach draußen sehen kann. Was in der Welt passiert? Vielleicht will ich das ja lieber gar nicht wissen. Scheuklappenprinzip. Die einzigen Nachrichten, die bis hier nach Kolumbien hinüber schwappen, erreichen mich, wenn meine Augen für wenige Sekunden die Schlagzeilen auf der Startseite meines E-mail Anbieters streifen. "Terroranschlag in Paris" oder "Der Bieber in Unterhose" lese ich da. Dann schiebt sich wieder die schillernde Seifenblasenwand vor. Dieses wundervolle Land hat mich in seinen Bann gezogen, hier verlieren sich Zeit und Raum. Ich frage mich, ob die Prozesse in Kolumbien genau deswegen so viel länger dauern, als anderswo und dieses süße Gift seine Wirkung auch bei seinen Bewohnern enfaltet. Im Inneren dieser Blase schwebe ich, leicht wie eine Feder, die Realität scheint weit enfernt. Und doch fühlt es sich das erste Mal an als würde ich richtig leben. Für den Moment ziehe ich die schillernden Spiegelungen der Welt da draußen vor - meine Seifenblase wird ohnehin noch früh genug platzen.


Donnerstag, 18. Dezember 2014

"Te muestro el mundo"

Ich will mit euch ein Video teilen, das mich jedes Mal aufs neue berührt, wenn ich es sehe. Es handelt sich dabei um ein Lied aus der Aufführung "Mika und Lilli", die die letzte Freiwilligengeneration organisiert hat. Der Song heißt "Te muestro el mundo" und erzählt von dem Wunsch die Welt zu entdecken. Nicht jedem stehen so wahnsinnig tolle Möglichkeiten offen, wie mir, etwas von der Welt zu sehen.


Montag, 24. November 2014

Auf dem Weg


Heute melde ich mich mit einem bunten und bilderreichen Post wieder. Diese Bilder stammen von einer wunderschönen Reise nach Salento, einer Kleinstadt in der Kaffeezone. Wir haben viel zusammen gelacht, die atemberaubende Landschaft genossen und sind erschöpft von all den Eindrücken wieder nach Cali zurückgekehrt. 


Ankunft in Salento

Wer weiß ob es am kolumbianischen Kaffee lag, oder am vielen Zucker, aber hier entdecke ich meine Liebe zu Kaffee

Eine mürrische Katze für Papa, den Katzenliebhaber:)

Buntes Straßentreiben bei Salento-typischem Wetter: Regen und Kälte (kolumbianische Messlatte)

Salento ist mit seinen bunten Häuschen und der tollen Natur ein beliebtes Touristenziel

In Kolumbien wird viel die indianische Kultur gepflegt, ob das nun Handwerkskunst ist oder andinische Tänze


Meine kolumbianische Freundin Paola

Glücksgefühl

Riesenseifenblasenartistik

Bunter Kaffeejeep

Gemeinsames Kochen im Hostel anlässlich von Biancas Geburtstagsfeier

Lulosaft und Pasta (Mit Lulo lassen sich die leckersten Säfte zubereiten)

Tag 2. Jeepimpressionen

Ivan steht hinten auf dem Jeep und fotografiert die wundervolle Landschaft

Fahrt ins Paradies

Pferdestärke trifft auf Pferdestärken

Den ersten Teil der Wanderung haben wir auf dem Pferderücken verbracht, angetrieben von einem verrückten Führer

Wenig entspannend, wenn von hinten Steine fliegen, damit die Pferde schneller laufen

Am "Haus der Kolibris", wo man diesen Tieren sehr nah kommen kann, weil sie sich hier mit Zuckerwasser kräftigen können

Verwunschene Hütte mitten im Wald

Eine nicht gerade leckere Version der kolumbianischen heißen Schokolade mit Käse

Hüttenzauber

Besuch aus dem Unterholz: Diesem Wildtier schmeckt wohl Schokolade und Käse

Auch aus meiner Hand:)

Von Walderdbeeren bis hohem Tannenwald - in Abschnitten wirkt der Wald fast deutsch.

Was? Noch weiter bergauf?

Zeitweise verschwindet die Bergspitze ganz im Nebel

Hier wieder ein sehr deutscher Waldabschnitt


Rast in der fast unwirklich erscheinenden Landschaft

Die ganze Salentogruppe: Meine Kolumbianischen Freunde Ivan, Paola und Bianca, auch eine Freiwillige.

En amor con salento.

Eine komische Mischung: Nebel, Palmen und....

.....Kühe

Nein, das ist nicht die Kuh von vorhin, sondern ein vegetarischer Burger oder was davon übrig ist. Mich überrascht immer wieder, wie viele kolumbianische Vegetarier und Veganer ich mittlerweile kennengelernt habe.

Tag 3. Auf geht´s zur.....

....Kaffeetour

Geführt von einem äußerst kompetenten Kolumbianer, der uns vor allem zeigen wollte, wie viele deutsche Verben er schon kann: Saufen, küssen, laufen....

Der Kaffee wird biologisch hergestellt und hier getrocknet. Kolumbien ist bekannt für seinen hochwertigen Kaffee

Von der Bohne zum Pulver

Die Bohnen werden von Hand gesammelt, und manuell gemahlen






Sonntag, 26. Oktober 2014

Schöne Aussichten!




Ich würde euch gerne meine Erlebnisse in Gourmethäppchen vorsetzen, aber nun ja, in Wahrheit werde ich euch hier wieder eine bunte Zusammenfassung liefern von dem was ich diesen Monat so alles erlebt habe. Ich hoffe ihr verzeiht mir die deutsche Wirtshaus- Portion, und allen lesemüden bleiben zumindest die Bilder!

Meine Arbeit
Kaum zu glauben, dass ich bei meinem letzten Blogeintrag noch keinen einzigen Arbeitstag hinter mir hatte. Mittlerweile habe ich schon gar keinen Überblick mehr, wie oft ich nun schon mit dem Jeep den buckligen Weg hoch nach Montebello zu meiner Einsatzstelle gefahren bin. Hier fährt man nämlich eher weniger mit dem Bus, sondern auf den Ladeflächen von Jeeps mit. 



Auf den zwei Sitzbänken wird meist schon nahezu gestapelt, dann werden kleine Hocker rausgeholt, auf die sich weitere Leute sitzen können, neben dem Fahrer finden dann noch mal zwei Menschen Platz (Oft steht an den Beifahrersitzen: „Solo Peluches“ - was übertragen so viel heißt wie „nur Schnitten“ - und schließlich hängen sich noch Leute hinten und seitlich außerhalb vom Jeep an. Ich konnte bis jetzt noch nicht beobachten, dass ein Jeepfahrer etwas vorsichtiger gefahren wäre weil Leute außen dran hiengen und finde es immer wieder faszinierend, wie multitaskingfähig die Fahrer sind. Während der Fahrt reichen nämlich alle Mitfahrer ihr Geld vor, der Fahrer nimmt mitten im chaotischen Stadtverkehr das Geld entgegen und zählt erst mal, was man ihm da so in die Hand gedrückt hat. Dann wird das Rückgeld errechnet, einhändig raus sortiert und nach hinten gereicht. Da wo man gerne raus will, heißt es dann „por aquí“, der Jeep hält an, und ich muss noch circa 5 Minuten durch Montebello zur Schule stapfen. Dort sitzen dann meistens Morgens einige Tallereslehrer und Schüler auf einer Bank, und einer der Lehrer liest uns Zitate aus seiner zerfledderten Bibel vor, und betet dann schließlich für die Freiwilligen und gegen die Dämonen der Armut.
Dann gehen wir ins Klassenzimmer. Hier wird gerade viel Schnitt gezeichnet, weil es an Stoffen fehlt. Das Schnittzeichnen hat mich anfangs sehr verunsichert, denn dieses Thema wurde in meiner Ausbildung nur sehr oberflächlich behandelt. Ich hab also erst mal Maschinen geputzt um mich etwas nützlich zu machen.  Aber so langsam entdecke ich die Möglichkeiten, die sich mir bieten, und entdecke auch, wo ich helfen und unterstützen kann. Zum Beispiel gebe ich jetzt zusätzlich Englischunterricht, vielleicht folgt auch Deutsch. Auch was das Nähen angeht, kann ich noch viel von meinem Wissen einbringen und ich werde auch mal ab und zu im Büro sitzen und versuchen Sachspenden für die Lehrwerkstatt aufzutreiben. Außerdem gibt es noch Unterrichtsstunden, die momentan noch nicht wirklich genutzt wurden. Ich habe mir überlegt, mit den Schülern zusammen Traumfängerketten zu basteln, und die dann gegen Spende zu verkaufen. Dieses Projekt hat mir und den Schülern sehr viel Freude bereitet, und sogar die Guadua-Jungs kamen um zu lernen wie man die Ketten macht. Mal sehen in welchem Rahmen sich die Produkte vertreiben lassen.

Jhonni konzentriert beim Nähen
Ein von den Talleres-Schülern selbst genähtes Kleid

Haushexe und andere Dinge, die das WG-Leben so mit sich bringt
 Ich weiß noch sehr genau, wie ich mir schon im Vorbereitungsseminar ausgemalt hatte, wie schwierig es wohl werden würde jetzt das erste Mal allein zu wohnen und dann noch mit 30 Leuten. Nun, das ist es tatsächlich, aber anders wie ich es ursprünglich erwartet hatte. Ich hatte Angst vor der beengten Wohnsituation und fehlenden Rückzugsmöglichkeiten, aber tatsächlich ist das nicht so wild. Wild sind die Berge an Geschirr, die sich Tag für Tag aufs neue auftürmen und die keinem so recht gehören wollen und die ganze sonstige Unordnung, die sich eben so furchtbar schön schnell ergibt, wenn jeder ein kleines Bisschen liegen lässt. Noch in Deutschland hab ich mich schon gesehen, wie ich allen mit meiner Unordnung auf die Nerven gehen würde. Jeder der mein Zimmer kennt, hätte wohl genauso gedacht. Tatsächlich bin ich momentan die „Haushexe“, die verzweifelt versucht gegen das Chaos anzukommen. Ich versuche Geschirrbesitzer ausfindig zu machen oder auch liegengebliebene Sachen wieder an den Mann zu bringen. Eine ziemlich nervenraubender Job, den einem nicht jeder dankt. Anfangs hat der Job auch ziemlich auf die Laune geschlagen, aber mittlerweile kann ich den Anblick von sich türmendem Geschirr besser ertragen. Mal sehen ob sich vielleicht irgendwann auch Erfolge einstellen werden, ich würde es mir sehr wünschen! Hätte mir jedenfalls jemand vor meiner Ausreise gesagt, dass ich die Sauberkeitsbeauftragte des Hauses werde, hätte ich ihn ausgelacht, genauso wie ich mich bei Führungsqualitäten im Vorbereitunsseminar ganz links (also bei fast nicht) eingeordnet hatte, weil mir so Verantwortungsrollen nicht gefallen.

Salsa und Ausflüge
Ich genieße es gerade richtig in der Großstadt leben zu dürfen. Das ist deswegen ein Privileg, weil hier immer was geboten ist. Ob das nun eine Wanderung ist, eine kulturelle Tanzveranstaltung oder das Nachtleben Calis ist, es ist vielfältig und macht wahnsinnig Spaß. So lerne ich auch Salsa, Merengue, Bachata und Salsa Choke und stell mich dabei zwar immer noch nicht an wie ein Naturtalent, aber langsam stellen sich erste kleine Erfolge ein. Das Schöne ist, dass die Standardtänze, die bei uns vielleicht bei Hochzeiten eine Rolle spielen, hier auch im Alltag beziehungsweise im Club ihren Platz finden. Hier findet man fast Keinen, der nicht tanzen könnte, zumal Cali sich als Salsa Capital sieht und die Caleños natürlich die besten Salsa Tänzer der Welt sind!

Ein Kolibribaby, das ich neben dem Klassenzimmer gefunden habe
Ein Foto mit den Gringos bitte! Etwas befremdlich, aber hier wird man tatsächlich gefragt ob es möglich ist ein Foto mit dir zu schießen.
Ivan, Bianca und ich auf dem Weg zu den "Tres Cruces"



So steil und anstrengend hatte ich mir den Aufstieg um ehrlich zu sein nicht vorgestellt!
Glücklich am Ziel
Am "Dia de las Razas" wurden Tanz und Musikstile aus den verschiedenen Regionen Kolumbiens vorgestellt


Bei all diesen wundervollen Erfahrungen, die ich hier sammeln darf, kommt mir ab und an ein Schnittlauchbrot in den Sinn, ein Kaminfeuer, und die tollen Menschen, die am anderen Ende der Welt warten, bis ich wieder heimkomme.