Im
Fluss. Ich lasse mich treiben, mitreißen. Versuch erst gar nicht
gegen die Strömung anzukommen. In meinem Kopf Leere – im Herzen
Glück. Warum sich auch viele Gedanken machen? Alles geht sowieso
seinen Lauf. Alles fließt an mir vorbei. Ich weiß, dass es
vergebens wäre, zu versuchen, das Wasser mit den bloßen Händen
aufzuhalten. Ich kann es nicht festhalten. Es fließt durch meine
Hände.
Ich
lebe im Moment, lebe im Hier und im Jetzt. Mein Hier reicht bis zu
den dünnen Wänden meiner Seifenblase. Bunte, schillernde
Spiegelungen verhindern, dass ich nach draußen sehen kann. Was in
der Welt passiert? Vielleicht will ich das ja lieber gar nicht
wissen. Scheuklappenprinzip. Die einzigen Nachrichten, die bis hier
nach Kolumbien hinüber schwappen, erreichen mich, wenn meine Augen
für wenige Sekunden die Schlagzeilen auf der Startseite meines
E-mail Anbieters streifen. "Terroranschlag in Paris" oder
"Der Bieber in Unterhose" lese ich da. Dann schiebt sich
wieder die schillernde Seifenblasenwand vor. Dieses wundervolle Land
hat mich in seinen Bann gezogen, hier verlieren sich Zeit und Raum.
Ich frage mich, ob die Prozesse in Kolumbien genau deswegen so viel
länger dauern, als anderswo und dieses süße Gift seine Wirkung
auch bei seinen Bewohnern enfaltet. Im Inneren dieser Blase schwebe
ich, leicht wie eine Feder, die Realität scheint weit enfernt. Und
doch fühlt es sich das erste Mal an als würde ich richtig leben.
Für den Moment ziehe ich die schillernden Spiegelungen der Welt da
draußen vor - meine Seifenblase wird ohnehin noch früh genug
platzen.